2025-04-30

Fluxys baut Schnellstraßen für H₂ und CO₂

Im Mittelpunkt der heutigen Klimaherausforderung steht eine Frage: Wie können wir unsere Industrie nachhaltig gestalten und gleichzeitig wettbewerbsfähig bleiben? Eine der Antworten könnte unter unseren Füßen liegen. Fluxys baut in Belgien ein Netz von Pipelines für Wasserstoff und CO2 auf.

Europäischer Player mit belgischen Wurzeln

Als internationaler Infrastrukturkonzern mit Ursprung in Belgien betreibt Fluxys Pipeline-Netze, Speicheranlagen und Terminals, die für die Energieversorgung unerlässlich sind.Das Unternehmen möchte ein zukunftsfähiges Energiesystem aufbauen. Ein System, in dem verschiedene Arten von Molekülen − heute Erdgas und Biomethan, morgen auch Wasserstoff und CO2 − sicher und effizient durch bestehende und neue Pipelines fließen.

Fluxys is building a network of pipelines for both hydrogen and CO₂ in Belgium.

Warum Pipelines?

„Pipelines sind eine der effizientesten, sichersten und nachhaltigsten Möglichkeiten, Energie oder CO2 zu transportieren“, erklärt Raphaël De Winter, Senior VP Business Development and M&A bei Fluxys. „Um die gleiche Energiemenge zu transportieren, braucht man entweder 69 mit Kohle betriebene Züge, 1465 mit Diesel betriebene Lastwagen oder ... eine Gas-Pipeline (mit einem Durchmesser von einem Meter). Die verursacht viel weniger Emissionen, keine Lärmbelästigung, benötigt weniger Platz und hat auch keine optischen Auswirkungen.“

 

In der Region Zeebrugge hat Fluxys heute eine Kapazität von rund 90 Gigawatt durch direkte Pipelines mit Norwegen, dem Vereinigten Königreich und Frankreich sowie durch sein eigenes LNG-Terminal ausgebaut. „Das lässt sich mit 90 Kernkraftwerken mit je 1000 MW vergleichen. Es handelt sich also um eine riesige Kapazität, die über Pipelines direkt mit den Verbrauchermärkten, aber auch mit dem unterirdischen Speicher in Belgien und den Nachbarländern verbunden ist. Auf diese Weise kann die Energie der Moleküle gespeichert und zu Zeiten des größten Bedarfs verteilt werden, auch in Zeiten ohne Wind und Sonne. Diese Flexibilität ist einer der großen Vorteile.“

Es gibt kein Patentrezept, um unsere Branche nachhaltig zu machen. Wir benötigen komplementäre Lösungen.“

Raphaël De WinterSenior VP Business Development and Mergers & Acquisitions (M&A)
Fluxys
The Senior VP Business Development and Mergers & Acquisitions (M&A) from Fluxys is talking about building a network of pipelines for hydrogen and CO2.

CCUS: abscheiden, nutzen oder sicher speichern

Nachhaltigkeit liegt in der DNA von Fluxys. Das Unternehmen möchte durch den Aufbau eines effizienten, zuverlässigen und realistischen Energiesystems, das grüne und kohlenstoffarme Moleküle und die CO2-Abscheidung kombiniert, einen Beitrag zur Emissionsreduzierung im Allgemeinen leisten. Ein System, das auf einer einzigen Energieform basiert, ist nicht sozialverträglich. Wasserstoff wird bei der schrittweisen Dekarbonisierung der Industrie eine Rolle spielen, aber auch CCUS (Carbon Capture, Utilisation & Storage) ist ein notwendiges Bindeglied in diesem Prozess.

 

Ein Teil dieses CO2 kann wiederverwendet werden, zum Beispiel in Baumaterialien. Das größte Potenzial liegt heute jedoch in der sicheren Speicherung: tief unter der Nordsee, in leeren Gasfeldern oder in salinen Aquiferen. „Dort ist genug Platz für die nächsten Jahrhunderte“, erklärt Raphael, „den wir außerdem brauchen werden. Was viele nicht wissen, ist, dass das CO2 dort nicht gasförmig bleibt, sondern schließlich mineralisiert wird. Es verwandelt sich also in eine Art Kalkstein.“

Belgien als Drehscheibe in Europa

Fluxys sieht für Belgien eine bedeutende Rolle als Multimolekül-Hub. Nicht nur als Importland für grünen Wasserstoff, sondern auch als Drehscheibe für CO2-Ströme zu Speicherstätten in der Nordsee. Zu diesem Zweck baut das Unternehmen mit verschiedenen Partnern drei große CO2-Export-Hubs auf.

 

Diese Infrastrukturprojekte sind für den Transport und die Speicherung von abgeschiedenem CO2 aus Nordwesteuropa von entscheidender Bedeutung. Dabei werden vor allem das Ruhrgebiet, die belgischen Häfen und die Täler von Sambre und Maas betrachtet.

The Fluxys plot at Zeebrugge where they are building the infrastructure for the pipelines.

1. Antwerp@C

Ein Projekt für ein Pipelinenetz und ein CO2-Verflüssigungsterminal im Hafengebiet von Antwerpen. Das soll 2,5 bis 10 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr umschlagen. 

2. Exporthub Zeebrugge

Kombiniert CO2 aus Belgien und den umliegenden Ländern, einschließlich Deutschland, in einer Kompressorstation, um es von dort aus in einem Strom per Pipeline zu Speicherstätten in der Nordsee zu transportieren. Die geplante Kapazität liegt bei 20 bis 35 Millionen Tonnen pro Jahr.

3. Ghent Carbon Hub

Ein wichtiges Projekt für die Genter Industrie, das auch ein Verflüssigungsterminal umfasst. Es soll bis zu 4 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr umschlagen.

Herausforderungen? Natürlich ...

Beim Aufbau eines CO2-Netzes gibt es derzeit eine Reihe wichtiger Herausforderungen. Ein erster Punkt ist die derzeitige Speicherkapazität, die in Europa zu gering ist. „Dieser Mangel wird jedoch in den nächsten Jahren verschwinden, wenn mehr Lagerstätten für die CO2-Speicherung erschlossen werden.“ relativiert Raphael.

 

Eine zweite Herausforderung ist das Erreichen einer ausreichenden kritischen Masse für den Aufbau der Infrastruktur. Dafür sind erhebliche Investitionen erforderlich. Um die wieder hereinzuholen, muss man in einer ersten Phase genügend CO2-Ströme sammeln können.

 

Auch hinsichtlich der Regulierung gibt es noch einige Herausforderungen. Beispielsweise ist CO2 in Belgien eine regionale Angelegenheit. Die politischen Rahmenbedingungen müssen noch ausgearbeitet werden. So muss beispielsweise in Flandern, der Wallonie und im Hafengebiet von Antwerpen noch ein CNO (Carbon Network Operator) ernannt werden. Fluxys bewirbt sich über seine Tochtergesellschaft Fluxys c-grid darum, diese Aufgabe zu übernehmen.2024 wurde Fluxys daher auch im Bereich Wasserstoff zum HNO (Hydrogen Network Operator) in Belgien ernannt.

Two Fluxys technicians with helmet and fluo vests are looking at a pipeline installation for hydrogen and CO2. ©Fluxys

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